Geschichte Seedorfs | |
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Im Lexikon Fichtelgebirge von 2000 wird Seedorf als Ortsteil der Marktgemeinde Schirnding, Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge genannt. Es liegt 5 km südlich von Schirnding an der Staatsstraße 2178 bzw. der Kreisstraße WUN 13.1 | |
Im Jahre 1499 ist von Teichen und Wiesen "am/im See" die Rede.2 Demgegenüber erscheint Seedorf im Jahre 1650 noch unter dem Namen "Auf dem See" und es gilt als wahrscheinlich, dass die dortigen Weiher, die es früher gab, Reste eines vermoorten Sees sind.3 Entstanden ist Seedorf wahrscheinlich um 1560. 4 | |
Um diese Zeit unterstand Seedorf dem Richteramt Hohenberg.5 Es erscheint in einer Egerer Urkunde mit 1 Hof (Hs.Nr. 4) und 3 halben Gütlein (Hs.Nr. 1,2,3) (um 1608). Der Wald muss von Norden her damals bis an den Weg gereicht haben. Darüber hinaus existierten 12 Teiche, die bis in den Wald hinein reichten.6 Diese Teiche wurden durch einen Fischmeister bewirtschaftet, der in Haus Nr. 5 wohnte. Dieses Haus Nr. 5 stand ca. 120m östlich des Anwesens Fam. Gollner auf einem Teichdamm. | |
1636 | In der "Rechnung der fürstlichen Domäne Hohenberg/E. i.J. 1626" wird ein Getreidekauf von Wolf Kautter "auffm Seeh" verzeichnet.7 |
1637 | In den Kirchenbüchern der evangelischen Pfarrei Arzberg wird die erste überlieferte Person aus Seedorf dokumentiert. Und zwar ist dies Margaretha Sack, Tochter des Pankratz Sack aus Seedorf, welche den Ratsbürger Lorenz Elbel aus Arzberg am 24.11.1637 ehelicht. |
1730 | Der evangelische Pfarrer Konrad Hacker verfasst eine Beschreibung von Arzberg und seiner Umgebung. Über Seedorf heißt es darin: "Seedorf, so den Namen von einem alten, eingegangenen See hat, liegt sehr tief in den Kohlwald hinein, an der pfälzischen Grenze und hat arme abgebrannte Bauern von 5 oder 6 zerteilten Hütten und Häusern."8 |
1752 | In den Kirchenbüchern der evangelischen Pfarrei Arzberg wird ein "Johann Schott, Dorfschulmeister zu Seedorf" als Taufpate beim neugeborenen Johann Holerung genannt. |
1806 | Zur Zeit der Napoleonischen Kriege bildet Schirnding einen eigenen Militärdistrik, in welchem Seedorf mit einem Kriegshof erwähnt wird.9 |
1812 | In Seedorf wohnen zu dieser Zeit 5 Katholiken. Zum Vergleich: Arzberg hat 1812 16, Schlottenhof 6, Grafenreuth 1, Leutenberg 2, Haid 9, Heiligenfurth 6 und Preisdorf 5 Katholiken. Erklären kann man diese relative Häufigkeit des Vorkommens von Katholiken mit der räumlichen Nähe zur Oberpfalz.10 |
1818 | Im Jahre 1818 wurde - anfangs noch - unter französischer Federführung die bayrische Verfassung eingeführt. In ihr wurden die politischen Gemeinden neu aufgeteilt. Im Zuge dieser Umorganisation, kam Seedorf zur politischen Gemeinde Schirnding.11 |
1825 | Die Schulpflicht wurde zum Jahre 1796 endgültig eingeführt. Bis dahin war es üblich nur die äußerst nötigsten Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen den Kindern weiterzugeben. Im Jahre 1812 wurde dann beschlossen, dass nur wirklich taugliche Personen als Lehrer eingesetzt werden dürfen. So kam es, dass im Jahre 1825 die Schule in Seedorf eingeführt wurde, die jedoch bereit im Jahre 1827 wieder einging und die Kinder somit die Schule in Arzberg besuchen mussten.12 |
1840 | Die Preißdorfer Schule wurde 1840 von einem Maurer, später von einem Zimmermann übernommen und wanderte durch die dortigen Häuser. Nachdem die Kinder aus Heiligenfurth und Theresienfeld in Arzberg zur Schule gingen, legten sich die Seedorfer Kinder mit denen aus Preißdorf zusammen. Der Unterricht fand immer 3 Tage in Preißdorf und 3 Tage in Seedorf statt.13 |
1875 | Einwohnerzahl: 4914 |
1888 | Der Groschlattengrüner Zimmermann Christof Gläßel, von 1855 bis 1888 Schulhalter der Schule Preißdorf/Seedorf stirbt. Das Arzberger Heimatbuch äußert sich 1926 wie folgt darüber: "[…] seine Schüler erinnern sich heute noch dankbar dieses letzten ungelernten Schulhalters unserer Gegend."15 |
1890 | Das Schulhaus, welches u.a. für die Kinder aus Preißdorf, Heiligenfurth und Seedorf gedacht war, wird in Heiligenfurth errichtet.16 |
1900 | Einwohnerzahl: 5517 |
1910 | Einwohnerzahl: 5718 |
1925 | Einwohnerzahl: 4819, davon 47 evangelisch und 1 katholisch20 |
1933 |
Der KJV (Kommunistische Jugendverband) beginnt einen regen Schmuggel von in Deutschland verbotener Literatur.
Die Schriftstücke werden in der CSR gedruckt und dort von Asch aus die Verteilung organisiert. "Laut polizeilichen Feststellungen erfolgte der Schmuggel über die bayerisch-tschechoslowakische Grenze auf verschiedenen Wegen: Der Titel des o.g. Polizeiberichts lautet wie folgt: "Sonderbericht der Polizeidirektion Nürnberg-Fürth vom 4.12.1933, StA, Pol. Dir. Nürnberg-Fürth Nr. 357"21 Der erstgenannte Weg führte offensichtlich durch den Kohlwald nördlich an Seedorf vorbei, womöglich auch nördlich des Gebietes der heutigen Lehmgrube um dann südlich des Buchbrunnens die Grenze zu überqueren. Das genannte "Cunnersreuth" wird wohl eher das eingegangene Unterkunreuth oder Oberkunreuth auf tschechischer Seite sein, als das oberpfälzische "Konnersreuth", welches in entgegengesetzter Richtung liegt. |
1934 | Zur Pflege der Grenzgebiete forcierte die Nationalsozialistische Regierung den Bau der sogenannten "Ostmarkstraße", beginnend im Bayrischen Wald. Das Streckenstück von Selb über Schirnding nach Waldsassen, berührt die Ortsgrenze von Seedorf (heutige St2178).22 |
1938 | Die Zubringerstraße aus Arzberg zur neu gebauten Ostmarkstraße wird in diesem Jahr besser ausgebaut. Außerdem erhält Seedorf sein Zollgebäude, was zu einem beträchtlichen Bevölkerungssprung führt.23 |
1950 |
Die Volkszählung ergibt folgendes Bild: In Seedorf leben 69 Personen, davon 20 Heimatvertriebene aus dem
Sudetenland und östlich der Oder-Neiße-Linie.24 In diesem Jahr ist Seedorf der einzige Ort in der Gegend, der mehr Katholiken (34) als Protestanten (33) beherbergt. Der Grund hierfür kann im dortigen Zollhaus gesucht und wahrscheinlich gefunden werden.25 |
1993 | Abschluss der Dorferneuerung durch Vollendung der neuen Wasserleitung. |
Fußnoten | |
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1 | Herrmann, Dietmar (2000), S.612 |
2 | Herrmann, Dietmar (2000), S. 612 |
3 | Simon, Matthias (1926), S. 20 |
4 | Rieß, Johann (1951), S. 137 |
5 | Rieß, Johann (1951), S. 137 |
6 | Simon, Matthias (1926) S. 113 |
7 | Jaeger, Elisabeth; Singer Friedrich Wilhelm; Thiem Adam (1958) |
8 | Simon, Matthias (1926), S.186 |
9 | Kraus, Franz (1999), S.50 |
10 | Simon, Matthias (1954), S.303 |
11 | Simon, Matthias (1954), S.252 |
12 | Simon, Matthias (1954), S.268 |
13 | Simon, Matthias (1926), S.241 |
14 | Simon, Matthias (1926), S.260 |
15 | Simon, Matthias (1926), S.271 |
16 | Simon, Matthias (1926), S.272 |
17 | Simon, Matthias (1926), S.260 |
18 | Simon, Matthias (1926), S.260 |
19 | Simon, Matthias (1926), S.260 |
20 | Simon, Matthias (1926), S.306 |
21 | Mehringer, Hartmut (1983), S.166-167 |
22 | Simon, Matthias (1954), S.318 |
23 | Simon, Matthias (1954), S.318 |
24 | Simon, Matthias (1954), S.326 |
25 | Simon, Matthias (1954), S.329 |
Literaturverzeichnis |
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Herrmann, Dietmar (2000): "Lexikon Fichtelgebirge", 1. Auflage, AckermannVerlag Hof |
Jaeger, Elisabeth; Singer Friedrich Wilhelm; Thiem Adam (1958): "Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg" |
Kraus, Franz (1999): "Ein Ort an der böhmischen Grenze - Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding, zusammengestellt von Franz Kraus", 1. Auflage, Marktgemeinde Schirnding |
Mehringer, Hartmut (1983): "Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V", Oldenbourg, R., Verlag GmbH |
Rieß, Johann (1951): "Ein Dörflein tief im Walde liegt… Aus der Geschichte von Seedorf" in "Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten" vom 24.11.1951 |
Simon Matthias (1926): "Arzberger Heimatbuch", 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg |
Simon Matthias (1954): "Arzberger Heimatbuch", 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg |